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3Felsen Rundwanderung ab St. Blasien

Aktualisiert: 5. Okt.


Majestätischer Dom trifft auf alpines Flair: Wir waren auf Entdeckungstour um St. Blasien und haben eine 19,4 km lange Rundwanderung mit drei spannenden Felsen, einem Stausee und Aussichtsturm im Gepäck. Neue Blicke auf den Schwarzwald und historische Pfade verheißen Wandergenuss pur.



Taufrischer Start


Anfang März 2023: bei unserer Ankunft in St. Blasien ist es 9 Uhr am Morgen. Das Thermometer zeigt Minusgrade. Daher ist es gut, dass der Weg nach dem Kurgarten erst mal stetig bergauf führt und den Kreislauf in Schwung bringt. Die aufgehende Sonne verheißt trotz klirrender Kälte einen wunderbaren Tag und das durch die Bäume brechende Licht taucht den Wald in eine mystische Stimmung. Wir sind auf dem Weg zu unserem ersten Highlight des Tages: dem Lusthausfelsen.


Der Lusthausfelsen ist nicht nur ein Felsen, sondern eher eine große Felsformation am Hang des Lusthauskopf (966 m). Die Strecke ist Teil des Schluchtensteig Schwarzwald. Der Weg ist wunderschön, wild und ein wahrer Genuss für das Wanderherz. Einziger Wermutstropfen, der das Naturerlebnis etwas trübt: Die rauschende Straße, die man im Hintergrund immer wieder hört.



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Auf dem Berg stand alten Aufzeichnungen zufolge einst ein Erholungsschlösschen, in dem an Lepra erkrankte Geistliche Anfang des 13. Jahrhunderts untergebracht wurden. Damit sollte die Ansteckungsgefahr innerhalb des Klosters in St. Blasien verringert werden. Leider war zu dieser Zeit die Diagnose der Krankheit gleichzeitig auch ein Todesurteil, denn es gab keine Aussichten auf Heilung. Somit brachte weder die Unterbringung inmitten des Waldes noch die Isolierung eine Aussicht auf Genesung. Drei Äbte des damaligen Stifts starben an der Krankheit und wurden entgegen der üblichen Bestattung in der Kirche davor beerdigt. Wo das Schlösschen genau gestanden haben soll, ist uns derzeit nicht bekannt. Auch auf dem Lusthauskopf selbst gibt es keine Angaben darüber.



Hoher Besuch hinterlässt bis heute Spuren


Wenn wir in der Geschichte noch etwas weiter voranschreiten, genauer gesagt ins Jahr 1870, stoßen wir auf Großherzog Friedrich I. von Baden. Im besagten Jahr besuchte er mit seiner Frau Luise das erste Mal St. Blasien. Zwei Jahre später kamen sie erneut. Danach dauerte es ganze zwanzig Jahre, bis die Herzogsfamilie zurück in den Kurort kam und dort bis zum Tode Friedrich I. ihre jährliche Ferienresidenz fand. Der wiederkehrend hohe Besuch hatte zur Folge, dass St. Blasien sich zu einem florierenden Kurort entwickelte. Jeder wollte dort sein, wo auch der Herzog war. Das zog Adelige, Politiker und Prominente an. Gastronomie, Tourismus sowie der Ausbau der örtlichen Infrastruktur profitierten davon und haben in dieser Zeit Fahrt aufgenommen. St. Blasien erhielt in dieser Epoche auch das Stadtrecht, das Friedrich I. 1897 verlieh.

Kurz vor seinem Tod im Jahr 1907 gab er die Zustimmung zur endgültigen Renovierung des Domes. Viele nennen diese letzte Amtshandlung auch eine Art Abschiedsgeschenk, denn nur wenige Wochen danach starb er auf der Insel Mainau. Dort befand sich sein Sommersitz, an dem er zahlreiche exotische Pflanzen und Bäume ansiedelte, die er von seinen Reisen mitbrachte. Heute gilt er als Parkbegründer der beliebten Blumeninsel im Bodensee, die jährlich über eine Million Besucher zählt.



Zurück in der Gegenwart


In St. Blasien treffen wir auch heute noch auf zahlreiche Spuren des hohen Besuches. Im Ortskern wurden u. a. zwei Straßen nach dem Herzogenpaar benannt. In den Wäldern wandeln wir auf Pfaden von Mutter und Tochter: Der Weg zum Lusthausfelsen wird auch als Viktoriaweg bezeichnet. Viktoria war die Tochter von Friedrich I. und Luise von Baden. Der Viktoriaweg endet an einem breiten Forstweg, an dem wir das Schild "Aussicht Luisenruhe" erblicken. Ein schöner Aussichtspunkt mit Bank, dessen Sicht auf St. Blasien schon Anfang 1900 Postkarten zierte. Von dort aus genießen wir einen vorerst letzten Blick auf die historische Stadt, bevor die Tour weiter Richtung Albsee führt.



Felsen, Aussicht und schmale Pfade über geschichtsträchtiges Land: was wir bisher auf rund 2,5 Kilometern gesehen haben, ist vielversprechend für den noch frischen Tag und knapp 17 Kilometer, die noch vor uns liegen. Der weitere Wegabschnitt mag bei diesem fulminanten Start etwas unspektakulär anmuten, doch auch die breiten Wege, die uns Richtung Albsee führen, haben ihren ganz eigenen Charme. Es geht weiter entlang der ausgeschilderten Albseerunde zu gleichnamigem See, der vom Fluss "Alb" gespeist wird. Er entspringt auf dem Feldberg. Der Stausee ist ein wahrer Underdog neben seinen bekannten Nachbarn Windgfällweiher, Schluchsee und Titisee. Wer Ruhe sucht, findet sie hier – abseits der Touristenströme.



Der Albstausee im Wintergewand


Anfang März ist es noch grau um ihn geschehen, doch in wenigen Monaten ist der See umringt von einem grünen Blättermeer. So lange spielt allein seine Spiegelung die Hauptrolle. Die Strecke führt zur 28 Meter hohen Staumauer, an der wir natürlich einen obligatorischen Fotostopp einlegen. Der Albsee ist insgesamt 1,6 km lang und lässt sich komplett umwandern. Er ist ein Teil des Pumpspeicher-Netzwerkes der Schluchseewerk AG und wird zur Energiegewinnung genutzt.




Von Rittern und Bienen


Nach dem Albsee steuern wir den Bildsteinfelsen bei Dachsberg an. Unsere Route führt zunächst einige Kilometer über eine Forstautobahn und ist stellenweise etwas zäh, bevor wir scharf rechts abbiegen und eine ordentliche Steigung vor uns haben. Ein Schild prophezeit: nur noch 800 Meter bis zum Bildsteinfelsen. Durch noch frische Forstarbeiten gleicht die Strecke einem Trümmerfeld, das gepaart mit der Steigung schnell zu einem schweißtreibenden Erlebnis wird. Oben angekommen, erblicken wir den Goldenhof. Ein Bio-Bauernhof mit Waldorfschule. Hier treffen wir auch auf den Zeidlerpfad, der für kurze Zeit unseren Weg zum Bildsteinfelsen kreuzt. Beim Zeidlerpfad handelt es sich um einen kurzweiligen und mit Infotafeln bestückten Lehrweg (0,6 km), der uns in die Geschichte der Imkerei im Südschwarzwald einführt.


Der Weg Richtung Bildsteinfelsen ist ein schöner, schmaler Trail, der nach dem Aufstieg über Stock und Stein eine wahre Wohltat ist. Am Aussichtspunkt angekommen haben wir mehr als die Hälfte unserer Runde geschafft und gönnen uns eine ausgiebige Rast an der Stelle, wo einst eine Ritterburg gethront haben soll. Knorrige Bäume, wilde Wurzeln und von der Natur geformte Felsen kreieren hier ein besonderes Fleckchen Erde, an dem wir eine traumhafte Sicht ins Albtal genießen.


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Kurz vor Erreichen des Bildsteinfelsen erblickt man den Goldenhof. Ein Bio-Bauernhof mit Waldorfschule. Um ihn herum führt der Zeidlerpfad über 0,6 km in die Welt der Imkerei ein.



Der Bildsteinfelsen befindet sich in Dachsberg-Urberg. Eine Region, die viele Jahre vom Bergbau geprägt war. Etwas in die Jahre gekommene Infotafeln, die sich in einer Schutzhütte auf dem Felsen befinden, geben Einblicke in die damalige Zeit. Wer noch mehr darüber erfahren möchte, kann bei einem Besuch im 1,5 km entfernten Mineralienmuseuem "Gottesehre" in Urberg tiefer eintauchen. Öffnungszeiten donnerstags und sonntags, 14 - 16 Uhr. Eine Vielzahl geologischer Exponate kann dort bestaunt werden. Der ehemalige Steinbruch selbst ist geschlossen und wurde zum Winterquartier für Fledermäuse umfunktioniert.



Aussichtspunkt Alpenpanorama in Horbach.
Aussichtspunkt Alpenpanorama in Horbach.

Gut gestärkt geht es nach der Rast weiter über Weiden, Wiesen und Wälder. Wir folgen fortan der Beschilderung "Schluchtensteig". Herrliche Pfade führen uns durch die Landschaft des südlichen Schwarzwaldes. Auf Höhe Horbach machen wir einen spontanen Abstecher, da uns ein Schild mit der Aufschrift „Aussicht" lockt. Wir stoßen auf die Alpenpanoramatafel Horbach. Ein Aussichtspunkt mit Himmelsbänken und einer Reliefkarte, die erahnen lässt, welch imposante Alpensicht sich bei klaren Sichtverhältnissen hier vor einem auftut. An diesem Tag ist es leider alles andere als klar. Wir kommen daher wieder und bleiben gespannt, was dieses Plätzchen dann zu bieten hat.




Auf dem weiteren Verlauf des Schluchtensteiges sind wir beeindruckt von der Ruhe, die man hier erleben kann. Man fühlt sich an vielen Stellen fernab der Zivilisation. Kein Haus, kein Auto, keine Geräusche der modernen Welt. Auf einer Wiese legen wir uns für kurze Zeit in die Sonne, um diese herrliche Stille inmitten des Schwarzwaldes noch intensiver zu genießen. Vögel zwitschern, der Wind weht sachte durch die Äste der Bäume. Hier könnte man es locker noch länger aushalten. Ein klarer Fall von: Einatmen. Ausatmen. Genießen. Bevor wir uns wieder erheben, die Rucksäcke aufziehen und zwei der letzten Highlights unserer Tour anpeilen.





Die hölzerne Zeitkapsel - der Lehenkopfturm


Ganz schön knackig ist der kurze, aber steile Aufstieg zum Lehenkopf. Der 18 Meter hohe Turm auf dem gleichnamigen Gipfel besteht aus einer Holzkonstruktion und bietet einen fantastischen Blick über die Baumwipfel des Schwarzwaldes. Er befindet sich ca. 2 km von St. Blasien entfernt.

Errichtet wurde der Turm im Jahr 1886. Zu dieser Zeit bemaß sich seine Höhe noch auf 22 Meter. Mittlerweile wurde er auf 18 Meter reduziert und hat eine Restaurierung samt feierlicher Neueröffnung hinter sich. Was all das überdauert hat: zahlreiche Inschriften von Besuchern im Inneren des Turmes. Wer neben der fantastischen Aussicht den Blick auch auf die Verewigungen schweifen lässt, kann sich im Lehenkopf wie in einer kleinen hölzernen Zeitkapsel fühlen.


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Das große Finale


Wieder runter vom Aussichtsturm heißt es für uns: Durchbeißen, denn Bergablaufen ist nicht gerade unsere Lieblingsdisziplin – besonders wenn es nur über breite Waldwege geht. Zurück in St. Blasien haben wir nach über 15 km und einigen Höhenmetern eigentlich schon genug, doch es gibt noch ein Plätzchen, das wir uns nicht entgehen lassen wollen. Ein angenehmer Weg führt entlang des Steinbächle Richtung Westen. Auf Höhe Café Zeller geht es noch einige Minuten durch das Wohngebiet, bevor die Schilder den Weg Richtung Weißensteinkreuz aufzeigen. Wir folgen einem steilen Forstweg, der kurz vor Erreichen des Ziels über Stufen in einen schönen Pfad mündet. Nun sind es nur noch wenige Meter, bis sich der Wald öffnet, das Weißensteinkreuz erscheint und der Blick auf die Stadt mit ihrem majestätischen Dom frei ist. Wir lassen uns auf einer der Bänke direkt unter dem Kreuz nieder und genießen den Blick.

Mittlerweile ist es zehn nach vier. Seit über sieben Stunden sind wir auf den Beinen. Jetzt müssen wir nur noch zum Auto laufen und haben es geschafft. Unser Proviant ist inzwischen aufgebraucht, doch dafür haben wir Unmengen an neuen Eindrücken im Gepäck und wissen jetzt auch: St. Blasien ist viel mehr als die Stadt mit dem Dom. Rund um den Ort findet man große und kleine Natur- und Landschaftserlebnisse. Neue Aussichtsperlen, die es zu entdecken lohnt. Wer mehr über die Geschichte des Kurortes erfahren möchte, ist im Kreismuseum am Kurgarten in den besten Händen.




Fazit: Wer im Südschwarzwald nach einer Wanderung abseits der bekannten Hotspots sucht, ist mit der Runde um St. Blasien bestens bedient. St. Blasien selbst ist zwar ein Touristenmagnet, doch auf den Pfaden um die Stadt ist man schnell für sich allein. Auf 19 Kilometern erlebt man hier den Südschwarzwald von einer neuen Seite. Wer eine kürzere Tour machen möchte, kann zum Beispiel zum Albsee und zurück laufen oder das örtliche Weißensteinkreuz und die Luisenruhe mit Lusthausfelsen aufsuchen. Letztere mit Aussichtsgarantie auf die weltberühmte Kuppel, die seit Generationen die Menschen in ihren Bann zieht.



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Schuhe geschnürt & los geht's!

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