Gratwanderung & Gipfelglück: Der Pizzo Leone (1.659 m) in der italienischen Schweiz
- Katharina

- 24. Apr. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Okt.
Den Lago Maggiore in seiner vollen Schönheit erleben: Eine Wanderung auf den Pizzo Leone beschert einen atemberaubenden Blick, denn der See liegt einem hier wahrhaftig zu Füßen. Ein traumhaftes Panorama, mit dem Fazit: wandernswert. Somit heißt es für uns in diesem Bericht: Schuhe geschnürt, Rucksack gepackt, Kamera im Anschlag und auf geht's zum über 1600 m hohen Pizzo Leone bei Ascona in der italienischen Schweiz.

Frühlingsgefühle
Wer es nach einem langen kalten Winter kaum erwarten kann, endlich mal wieder in kurzer Hose wandern zu gehen, der findet im Tessin schon früh im Jahr sein Glück. Auf der Fahrt Mitte März fällt uns auf: Je näher wir dem Lago Maggiore kommen, umso grüner wird es schon abseits der Autobahn. Forsythien strahlen in hellem Gelb, Palmen versprühen südländisches Flair. Das milde Klima bringt hier schon herrliche Sonnentage und Blütenpracht in die Täler. An manchen Hanglagen wird nicht selten die 20 Grad Marke geknackt. Doch auch hier empfiehlt es sich bei Aufbruch zu einer Wanderung nicht von den Temperaturen trügen zu lassen: Auf Gipfeln oder Anhöhen bringen Winde aus Nachbartälern kalte Luft. Eine warme Jacke im Gepäck zu haben, ist somit obligatorisch. Diese haben wir auch bei unserer Wanderung zum Pizzo Leone dabei. Unsere Tour startet an einem Wanderparkplatz oberhalb von Ronsco sopa Ascona, ca. 2.5 km unterhalb von Corona dei Pinci. Was zunächst als mickrige Kilometerdistanz anmutet, wird durch einige Höhenmeter doch zum schweißtreibenden Erlebnis. Das Tessin ist steil und mit vielen Treppen bestückt. Innerhalb kurzer Zeit macht man hier ordentlich Höhe, wird dafür aber auch schnell mit traumhafter Aussicht belohnt. So geht es auch bei uns los: Nachdem wir die Schuhe geschnürt haben, folgen wir zunächst einer Asphaltstraße, bevor der Weg auf einen Treppenpfad führt. Es geht stetig bergauf und wir peilen den ersten Aussichtspunkt Corona dei Pinci an.

Zugegeben: Wer heutzutage das Wort Corona hört, denkt an alles andere als schöne Aussichten und Urlaubsgefühle. Im Italienischen bedeutet Corona so viel wie Krone. Eine Wanderung zu Corona dei Pinci bedeutet übersetzt also „Krone von Pinci". Der Aussichtspunkt ist vor Ort ausgeschildert.

Das Tessin ist bekannt für seine urigen Rustico. Die für die Region typischen Steinhäuser versprühen einen ganz besonderen Flair. Auch auf unserem Weg kreuzen wir eine klitzekleine Siedlung. Ein Mann sitzt mit seiner Zeitung vor dem Häuschen. Eine Frau sonnt sich genüsslich auf ihrer Tasse. Hühner laufen frei herum. Von Alltagslärm ist hier oben keine Spur. Es ist gefühlt noch ein Stück heile Welt, oberhalb von Ascona, dem Örtchen mit nicht mal 6.000 Einwohnern, aber über 25.000 Besuchern in den Sommermonaten. Fernab des Trubels, der sich nur wenige Kilometer entfernt befindet, genießen die Menschen hier oben die Natur und das Dolce Vita dieser traumhaften Region. Wir sind zudem fasziniert von den großen und schier endlos erscheinenden Laubwäldern. Viele alte Baumriesen muten mancherorts wie Fantasiewesen an.
Als ersten Stopp auf unserer Wandertour setzt die Ankunft bei Corona dei Pinci tatsächlich schon das erste Krönchen auf. Begeistert von der atemberaubenden Sicht auf den Lago Maggiore fragen wir uns: Geht das echt noch besser? Das ist doch schon grandios! Es bleibt also spannend, was der weitere Weg, dem wir nach einer ausgiebigen Rast Richtung Pizzo Leone folgen, noch für uns bereithält.

Der Pizzo Leone ist laut Beschilderung ab Corona dei Pinci in 1 Stunde und 30 Minuten zu erreichen. Wer zügig – ohne Fotostopps, läuft, schafft das. Doch die Umgebung und der abwechslungsreiche Weg sind viel zu reizvoll, um im Stechschritt Richtung Gipfel zu schreiten. Wir halten daher immer wieder an und genießen die Ausblicke auf den blau glitzernden Lago Maggiore. Wer genau hinschaut, kann das rege Leben auf dem See aus luftiger Höhe beobachten.
Auf unserem Weg begegnen wir immer wieder Mountainbikern und Rennradfahrern. Der Berg ist auch für Zweiradfans ein wahres Paradies. Eine nur selten befahrene und gleichzeitig aussichtsreiche Straße führt auf über 1.300 Meter. Zudem bahnen sich schöne Trails den Weg durch die Wälder.

Hoch ist die richtige Richtung
Circa 1,5 km von der Bergspitze entfernt erreichen wir das erste Gipfelkreuz auf 1.500 Metern und können unseren Augen kaum glauben: Neben dem Lago Maggiore erblicken wir ein imposantes Bergmassiv, dass zum Teil schneebedeckt in den Himmel ragt. Die glasklare Sicht lässt die schroffen Felswände fast surreal wirken. Doch das soll nur ein Vorgeschmack auf den wahren Gipfel und seine fantastischen Ausblicke sein. Der Weg fortan ist steinig und führt teilweise über große Brocken, bevor man nach einer kurzen Kraxelei die Spitze des Pizzo Leone auf 1. 659 m erreicht hat.

Wer Bergsteigen und Wandern bereits für sich entdeckt hat, kennt es: Das Gefühl, auf dem höchsten Punkt eines Berges angekommen zu sein, ist immer wieder atemberaubend. Die Häuser in den Tälern sind winzig und gleichen einem Miniaturwunderland. Die Beine sind meist schwer vom steilen Aufstieg, doch der Kopf ist dafür frei und das Herz schlägt vor Freude höher. Dem Himmel ein Stückchen näher und der Erde doch so nah, wie man es im Alltag selten erlebt. Ja, eine Gipfelbesteigung ist immer wieder ein magisches Erlebnis. Auf dem Pizzo Leone sind wir besonders von den umliegenden Bergen wie hypnotisiert und fühlen uns wie in einer Postkartenkulisse. Zu einer Seite blicken wir ins Centovalli und den dahinterliegenden Schweizer Alpen. Zur anderen Seite erscheint der Lago Maggiore und Italien. Hier trifft Alpenglück auf Dolce Vita. Ebenso euphorisch fällt auch unser Eintrag ins Gipfelbuch aus, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Wir laufen für einige Kilometer eine nur selten befahrene, schmale Straße bergab um zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen. Dabei lassen wir die Eindrücke sacken. Was für eine Tour, was für ein Ausblick, was für ein Wanderparadies. Unten am See essen die Menschen ein Eis und nur einen Steinwurf entfernt erlebt man alpine Hochgefühle. Eine Gratwanderung mit Gipfelglück: einfach Tessin pur.

Schuhe geschürt und los geht's! Über komoot findest du die GPS-Daten der oben beschriebenen Wanderung. Viel Spaß beim Entdecken!
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